Pünktlich zur Einweihung erhielt die 1862 erbaute Kirche in Herzkamp eine neue Orgel, erbaut von dem aus Herzkamp stammenden Orgelbauer Johann Peter David Hoppmann (1812 – 1889). Bereits zehn Jahre später war die Geschichte der ersten Orgel von Herzkamp beendet. Am 6. Juni 1872 beschädigte ein durch Blitzeinschlag ausgelöstes Feuer die im Turm befindliche Orgel. Eine eilige Reparatur brachte die Gewissheit, dass nur eine neue Orgel weiterhelfen würde. 1873 wurde erstaunlich zügig eine zweite Orgel eingebaut, ein neues Instrument aus der Orgelbauwerkstatt Sauer aus Frankfurt/Oder.
Das Instrument erhielt die Opus Nummer 188. Mit 15 klingenden Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal , war sie durchaus ansehnlich. Das Hoppmann–Gehäuse wurde weiterverwendet.
Nach elf Jahren, also 1873, hatte die Kirche zu Herzkamp bereits eine zweite Orgel erhalten. Mit dieser Orgel begann die Geschichte der Sauer-Orgeln in Herzkamp. Insgesamt wurden es drei bis vier Orgeln, je nachdem, wie man die weitergehenden Umbauten bewertet. Die Gemeinde hat also nicht nachgelassen, in ihrer Leidenschaft für einen besonderen Klang in der Kirche zu sorgen.
Diese Orgel (Opus 188) überstand den 1. Weltkrieg unbeschadet. Der zweite Weltkrieg hinterließ verschiedene Schäden und ein extremer Anobienbefall kam hinzu, der das Presbyterium im Dezember 1947 zwang, sich für eine neue Orgel zu entscheiden. So kam es zu einem Teilumbau der Orgel durch die Firma Sauer. Das zeittypisch umgebaute Werk ergab einen anderen, eher neubarocken Klang. Diese „neue alte Orgel“ blieb bis ins Jahr 1955 im Dienst der Gemeinde.
Pastor Vogt stellte die Verbindung zur Breckerfelder Jakobuskirche her. Wegen Umbauarbeiten musste die Sauer-Orgel von 1889 veräußert werden. Mit einem sehr positiven Gutachten in der Hand gelang es spielend, die Gemeinde von diesem Kauf zu überzeugen.
1957 ersetzte die Breckerfelder Sauer-Orgel (Opus 503) die alte umgebaute Orgel, Opus 188.
„Der architektonische und stilistische Gesamteindruck, den die Orgel heute in der Herzkamper Kirche macht, ist sehr beeindruckend, da sie ideal zu dem Raum passt. Wesentlich trägt dazu die Kolorierung des Prospekts bei. … Die Farbgebung harmoniert mit den blauen Gewölbekappen, den in Altweiß gehaltenen Graten und den grauen Säulen. Die Farbfassung wurde im Rahmen einer Überholung der Orgel im Jahr 1980 aufgetragen.“
Auf Initiative von Pastor Vogt wurde die Orgel im Jahr 1980 grundüberholt. Durch den erneuten Eingriff in die Disposition, in das Pfeifenwerk und das Windsystem wurde die ursprüngliche romantische Klangfarbe in Richtung Neubarock verformt. Eine wichtige Grundstimme (Geigenprincipal) kam abhanden. Die hochromantische air céleste wurde gegen die Piccoloflöte ausgetauscht. Durch Veränderungen der Pfeifenlängen und Umintonationen verblasste die ursprünglich romantische Klangfarbe. Man ist fast geneigt zu sagen, die Orgel hat eine ans Wesentliche grenzende Neuausrichtung bekommen (s. Tacke S. 25).
Dennoch wird der historische Gehalt der Orgel mit 75 % der ursprünglichen Ausstattung bewertet. Damit darf sie mit Fug und Recht den Titel einer historischen Sauer-Orgel führen. Die anstehende dauerhafte Sanierung der Orgel wird sich darum nicht nur auf raumklimatische Fragen und die Renovierungen der in die Jahre gekommenen Teile konzentrieren, sondern soll auch einer nachhaltigen Restaurierung dieses besonderen romantischen Klangkörpers dienen. Damit wird die Kirche zu Herzkamp einen noch bedeutenderen Platz in der regionalen Orgellandschaft bekommen.
Trotz der Veränderungen während der vergangenen Jahrzehnte blieb die Orgel der geliebte Schatz der Gemeinde in Herzkamp. Der frohe Gemeindegesang hat sicherlich auch seinen Grund im lebendigen und vielfältigen Orgelspiel. Der Wunsch der Kirchengemeinde, die Orgel nicht nur zu erhalten, auch zu restaurieren, stößt auf sehr viel Gegenliebe in der Bevölkerung. Dieser Zuspruch äußert sich in einer großen Spendenbereitschaft für die Orgel in Herzkamp.
Je nachdem, wie weitreichend die Restaurierungen ausfallen, wird die Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede auf weitere Spenden setzen müssen. Das Kulturprojekt kultur.kirche.herzkamp hat sich diesem Ziel verschrieben.